Honeyspiders in Chicago Town, Part I: RECORDING SESSION
...nach unserem Ausflug auf’s Navy Pier nahmen wir uns gegen 5pm ein Cab in die 1350 W Erie St. Der Taxidriver kannte sogar
das Gebäude, obwohl es hinter dem blauen LKW des Kamerateams versteckt lag. Wir stiegen auf der anderen Straßenseite aus,
und THANK GOD, Gooch grinste uns, in kurzen Hosen auf der Eingangstreppe des „Temple“ sitzend, entgegen. Wir waren die
Ersten am „holy“ Place. So konnten wir ungestört mit Gooch reden, mit dem Resultat, dass wir da bleiben und warten sollten.
Wir dachten uns „what a good sign!“, zumindest wurden wir nicht sofort wieder weggeschickt. Trotzdem klapperten uns die Zähne
vor Aufregung, echt FREAKY! Nach uns kamen noch einige Fans ohne Einladung, die wurden aber mit einem „I’m sorry, no exceptions“
von David-James (dem Security-Team-Coordinator der Metro) weggeschickt, was uns zwar leid tat, aber unsere Hoffnungen weiter
steigen ließ.
Nach uns tauchte dann Shannon aus L.A. auf, die offensichtlich mit Bjorn Thorsrud verabredet war aber auch keine Einladung hatte. Sie ging zu Gooch und sagte ihm, dass sie zu Bjorn wollte, und dass sie den ganzen Weg aus L.A. gekommen ist. Gooch antwortete ihr „We already have two people from Germany here waiting...” und ließ sie den Temple nicht betreten, schickte sie aber auch nicht weg. Sie stellte sich dann hinter uns an, und meinte „And I thought I’m someone special...they told me you are from Germany, that’s awesome!“ Einige Zeit später tauchte der erste Mann mit Einladung auf, es war Paul aus Chicago, der sofort klar stellte, dass es ihm nicht egal sei, ob er 5 oder 10 feet von Billy entfernt sitzt... Dann kam John aus Florida und Amy aus Indiana, die am ganzen Körper schlotterte. Sie sagte „Five minutes ago everything was o.k., but now I’m short of freaking out...” Als nächste erschien Steph, die 1988(!) das letzte Mal mit Billy geredet hatte, und ihn seit der Mellon Collie Tour nicht mehr live gesehen hat. Ehrlich gesagt sah sie auch so aus, als könnte sie seine Tante sein... Es kreuzten dann noch mehrere auf, die sich nicht mehr vorstellen konnten, da David schon begann die Leute mit Einladung zu registrieren. Erst später stellte sich heraus, dass Shanté (Musikerin aus Chicago und Freundin von Tearstain) auch unter ihnen war. David-James wurde von einem Kameramann begleitet, der das ganze Szenario offensichtlich dokumentieren sollte. Wir saßen auf dem Boden und holten unseren Zettel „All the way from Germany“ aus der Tasche heraus, und stellten ihn unauffällig vor uns auf. Als der Kameramann den Zettel sah, sank er sofort auf die Knie um uns zu filmen und meinte hinter seiner Kamera „Oh my god, oh my god...“ und im weglaufen sagte er „you won the price“. Wir fragten dann „Which price, to get in?“. Aber da war er schon weg, denn er verschwand in Windeseile im Temple. David hielt dann einen ausführlichen Vortrag über die Verhaltensregeln während der Recording Session, welchen er mit den Worten „silence is golden“ beendete. Danach führte er die registrierte Gruppe in den Temple. Amy lief mit crossed fingers an uns vorbei und sagte „I pray for you!“. Für uns war es echt cool, dass die Leute mit Einladung nicht irgendwie sauer auf uns waren, sondern sogar noch mit uns mitfieberten, dass wir es auch schaffen reinzukommen. Schließlich standen die meisten 10h lang vor der Metro an, um ne Einladung zu kriegen – andererseits könnte man aber auch sagen, dass wir 10h im Flugzeug saßen...
Wenige Minuten später holte Gooch uns persönlich ab, und erlöste uns mit den Worten „O.k., you’ll get in tonite“! Daraufhin sackte alles in uns weg...tonnenschwere Steine fielen uns vom Herzen...YEAH! Wir mussten uns dann nur noch registrieren lassen, d.h. Namen, Telefonnummern und/oder E-Mail Adresse unter der man erreichbar ist angeben, und dann durften wir auch rein. Wir setzten uns zu den anderen, die sich mit geballten Fäusten für uns freuten, auf den Boden. Jeder zog Schuhe und Jacken aus, so dass wirklich kein Laut zu hören war falls man sich während der Aufnahme bewegen sollte.
Kurze Zeit später kam dann Billy durch die Schiebetür des Nebenraums, der sich später als Guitar-Room erwies. Billy begrüßte alle, und erzählte dann, dass es heute eine Special-Session geben wird, weil es die letzte ist. Er wird anstatt 3 bis 4 Songs gleich 6 bis 7 Songs aufnehmen, und es wird „a lot of talking“ zwischen den Recordings geben. Er erzählte auch dass er in den letzten Tagen ungefähr 1000x fotografiert wurde, dass wir also ruhig so viel fotografieren können wie wir wollen, nur nicht während der Aufnahmen und auch nicht wenn er gerade vom Clo kommt, lol. Er stellte dann noch Bjorn Thorsrud vor, und ein paar andere Leute die anwesend waren und schon bei Adore und Machina mitgearbeitet hatten. Bjorn begab sich dann auf den Balcony hoch über dem Raum, wo sich sein Recording Equipment befand. Er kam immer nur zwischen den Songs zu Billy runter, um die Mics zur jeweiligen Gitarre richtig zu platzieren. Es wurde übrigens alles über Mikrofone abgenommen, und nichts über Tonabnehmer, deshalb war es so wichtig dass alle Anwesenden bei den Recordings absolut leise waren. Es war so still, dass einem das eigene Atmen und Schlucken schon total laut vorkam.
Dann ging’s auch schon los, Billy ließ sich die erste Gitarre bringen, blätterte noch einmal kurz in seinem Lyric-Book, und nach kurzem Blickkontakt zu Bjorn kam von oben nur noch „okay, we are rollin’“ ...
Was sich die nächsten 3 1/2 Stunden abspielte ist wirklich nur schwer in Worte zu fassen. Es war echt so als würde man mit Billy und ein paar Freunden in einem Raum sitzen, der nicht größer als ein geräumiges Wohnzimmer ist.
Zwischen den Songs gab es dann „a lot of talking“ und in den Pausen musste man mit Billy um die Wette rennen um auf’s Clo zu kommen – es gab nämlich nur eine Toilette ... schon komisch, die Toilette direkt nach Mr. Corgan zu benutzen ... very strange, anyway.
Billy spielte dann wirklich 7 Songs und musste nur von wenigen mehrere Takes nehmen. Das Publikum war absolut still, die einzigen Geräusche, die Billy als störend wahrnahm, kamen einmal von Bjorn am Mischpult und ein weiteres mal von der herunter gefallenen Chipstüte seines Guitar Techs. (Evtl. hat dieser mittlerweile seinen Job los, darüber aber mehr in unserer Metro-review.)
Der erste Song war wie schon erwähnt El-A-Noy. Diesen Song in solch einer Umgebung, in dieser Stadt, und in dieser Art und Weise
live erleben zu dürfen, ist einfach BEYOND EVERY IMAGINATION. Die anderen Songs kannten wir noch nicht. Ein Song war von
1929 "Spike Driver Blues", einen anderen Song hatte Billy nach eigenen Worten noch nie vor jemand anderem gespielt.
Weitere Songs hießen:
- Say goodbye
- Columbus
- Black Irish
- White City
- White Lights
- The World’s Fair
Wir hätten nicht gedacht, das die Atmosphäre die wir in Paris bei der Cafe Show erleben durften, noch zu übertreffen wäre!
Zum Abschied durfte noch jeder einzeln zu Billy gehen, David machte dann ein Foto mit der mitgebrachten Kamera, und Billy vergab noch Autogramme. Als wir beide an der Reihe waren, begrüßte uns Billy mit einem breiten Grinsen und mit einem „Guten Abend, or how do you say in German...?“ Dann stellte er sich zwischen uns, legte die Arme um uns beide damit David sein Foto schießen konnte. Danach unterhielt er sich noch eine ganze Weile mit uns, über Chicago, über Art, usw... Dann fragte er uns wieder mit einem breiten Grinsen ob wir Tix für die Show on Monday haben, und wir sagten, „yah – Joe Shanahan is holding two tickets for us“ – sein Grinsen wurde noch breiter, und er meinte „yeah, Joe already told me that you’ll come“. Oh Mann, ....
Bevor wir gehen wollten, kam David noch mal zu uns und wollte uns überreden anschließend noch in einen Underground Industrial Club zu gehen, heh – sahen wir wohl so gruftig aus? *noch mal die Fotos anguck* ...auf jeden Fall hat er uns ewig den Weg dort hin beschrieben, aber wir waren noch so von Emotionen gebeutelt, dass wir das gar nicht richtig aufnehmen konnten, hi. David hielt uns so lange auf, dass schon alle weg waren, also gingen wir raus, um uns ein Taxi zu bestellen, und während wir die Nummer eintippten rief plötzlich Billy wenige Meter von uns entfernt aus der Dunkelheit heraus: „Auf Wiedersehen, see you on Monday“ und hoppte dann in Goochs old Chevy SUV. Als wir dann wirklich als einzige noch draußen standen, bot uns David sogar noch einen Ride an...WHAT A GREAT DAY!