Konzert im Live Music Archiv:
http://www.archive.org/details/tsp2000-09-20.shn
In diesem Moment höre ich zum ersten Mal diese show auf CD.
Gut dreieinhalb Jahre später! Ich war zu faul, mir die AUD-Aufnahme zu besorgen da doch bekannt war, dass Eric Agnew von Berlin bis München alle shows vom Soundboard direkt auf DAT aufgenommen hatte...
Nun ist es soweit, heute wurde die Soundboard-Version dieser Aufnahme im Internet veröffentlicht und ich werde zurückversetzt.
Deshalb schreibe ich mal meine Erinnerungen an dieses Konzert auf.
Eigentlich müsste ich gleich drei Konzertberichte auf einmal schreiben, denn Rotterdam war nur der Auftakt von vier phantastischen Tagen und drei Pumpkins Konzerten nacheinander mit allem was dazugehört:
Konzerte in zwei Ländern, lange Autofahrten, neue Menschen kennenlernen, sich fast nur auf Englisch unterhalten und dann auch noch backstage die Band treffen...das war dann doch alles zuviel und sehr, sehr surreal...
Da muss ich erstmal ausholen. Ich kannte bereits von Konzerten und damals noch Audio-tape (!)-trades Manuel aus Frankfurt und ein paar Jungs aus Holland. Wir hatten uns auch ständig auf dem Laufenden gehalten was Konzerttermine angeht und uns gegenseitig Karten besorgt.
Die drei Jungs aus Holland hatten vor der Sacred And Profane Tour auf einem holländischen Radiosender namens Kink FM eine sechs(!)-stündige Sondersendung zu den Pumpkins genehmigt bekommen. In erster Linie um Machina 2 der Öffentlichkeit nahezubringen. Soweit ich weiß wurde Machina 2 zumindest komplett zum ersten Mal in der Radiosendung gespielt. Desweiteren haben sie rare Live-Aufnahmen und Hintergrundinfos zu den Pumpkins über den Sender gebracht.
Dies kam Billy Corgan zu Ohren und prompt lud er die Jungs nach dem Hamburg Konzert, auf dem die drei waren, backstage ein. Er meinte, dass sie bei jedem Konzert der Pumpkins herzlich willkommen seien. Das war natrülich der Knaller als sie uns das erzählten als wir uns bei ihnen in Utrecht in der Wohnung von einem der drei trafen, um danach nach Rotterdam aufzubrechen.
Allein die Hinfahrten zu solchen Konzerten fand ich schon sehr aufregend. Dort konnte man die Vorfreude so richtig mit live-Aufnahmen im Autoradio ausleben und über die Kürbisse und alte Konzerte reden...
In Utrecht endlich angekommen fuhren Manuel und ich als Vertreter der deutschen Fraktion mit einem Mob Holländer per Zug nach Rotterdam.
Dort am Hauptbahnhof trafen wir dann auf weitere holländische Kürbisköpfe, quasi ein Fantreffen des NSPN, dem holländischen Pumpkins Fanclub.
Konzerte im Ausland hatten für mich immer einen besonderen Reiz, machte alles noch aufregender zumal man sich ja zwangsläufig auf Englisch unterhalten musste...
Und gerade in das Ahoy-Konzert in Rotterdam hatte ich einige Erwartungen gesetzt, da die Konzerte der Infinite Sadness Tour 1996 im Ahoy legendär waren, wenn man sich die setlists und Aufnahmen ansieht bzw. anhört.
Die Holländer sind echt sehr, sehr pumpkinsverrückt und ein wesentlich besseres Publikum gewesen, so schade das auch für uns hier ist. Das Konzert im Muziekzentrum Vredenburg in Utrecht im Januar 2000 war der absolute Knaller in einem unglaublichen Hexenkessel, das habe ich in Deutschland leider nie erleben dürfen.
Hinzu kamen ja die ganzen Interviews in den Musikmagazinen, in denen die Pumpkins über das Deutsche Publikum nie begeistert berichteten...
Mit all diesen Hoffnungen fuhren wir mit der U-Bahn mit einem ganzen Haufen holländisch-redender Pumpkins Fans zum Ahoy.
Schon von weitem zeichnete die Halle sich deutlich vom Horizont ab, eine beeindruckende Halle.
Wie es der Zufall so wollte, war das Wetter natürlich sehr gut und die Abenddämmerung setzte langsam wie im Film ein.
Auf dem riesigen Parkplatz vor der Halle waren bereits viele Leute verstreut auf dem Boden. Es war ja noch genügend Zeit bis zum Einlass...
Eine Person auf dem Parkplatz viel jedoch sofort auf.
Sie trug eine quietschorangene Jacke, an der Kapuze mit Fell abgesetzt.
Zuerst dachte ich, dass jemand von Greenpeace oder von einer Bohrinsel gefallen sei, zumal er einen Seesack und einen riesigen Ghettoblaster mit sich rumtrug.
Es stellte sich jedoch raus, dass es einer der beklopptesten holländischen Pumpkinsfans war, Jeroen, der für das NSPAA verantwortlich war. Sein Seesack war prall gefüllt mit live und studio CDs der Pumpkins.
Ich hätte zu gerne gewusst, was er da bereits für Schätze versteckt hatte.
Manuel und ich mussten schon schmunzeln als wir den Aufmarsch um den orangenen Ghettoblaster-Yeti sahen...na Holländer eben
In der Mitte des Parkplatzes gab es eine riesige LCD-Anzeige oder wie auch immer man die nennen mag. In roter leuchtender Schrift zog die Ankündigung des Konzerts immer vorbei. Das hatte schon was und die Vorfreude stieg weiter, heute Abend an einem denkwürdigen Konzert teilhaben zu können...
Leider wussten wir ja bereits, dass die setlists von Berlin und Hamburg identisch gewesen waren. Die Hoffnung war aber trotzdem da, dass der Funke überspringt und die Band mal alles gibt.
Die überteuerten T-shirts ließen mich genauso kalt wie das Heineken oder Amstel, das die Holländer immer so gerne trinken. Kein Beck`s, also rein in die Halle.
Freie Platzwahl, auf Sitzplätze hatten wir keine Lust, also schnell nach vorne.
Dort waren jedoch Wellenbrecher aufgestellt, was für einzelne Konzerte sonst nicht so üblich war. Und da kam man nur mit grünen Armbändchen rein, die wir nicht hatten. Leider konnte man auch nicht ausmachen, wo es diese Bändchen gab. Das war der erste Dämpfer...
Wir vermuteten, dass die Sicherheitsbestimmungen nach dem Roskilde-Unfall etwas schärfer geworden waren, wie sich herausstellte war das bei den anderen Pumpkins-Konzerten in Deutschland ja nicht der Fall, dort gab es keine Wellenbrecher.
Zu gerne hätte ich die Band von näherer Entfernung gesehen, da war leider nicht drin.
Als das Konzert begann, war ich doch sehr genervt, dass ich nicht näher an die Bühne kam.
Mein zweiter wichtiger Wunsch war es, einmal Mayonaise live erleben zu dürfen. Und wo sollte es passieren wenn nicht im legendären Ahoy in Rotterdam?
Mit zunehmender Länge des Konzerts stieg die Enttäuschung immer höher in mir auf, dass das set identisch zu den anderen Konzerten war. Wir waren weit von der Bühne entfernt und irgendwie sprang der Funke auch nicht so richtig auf das Publikum über...
Billy sprach am Ende des Konzerts noch einmal die besondere Unterstützung der holländischen Fans an und zog mal wieder über das deutsche Publikum her, das war dann doch etwas zuviel.
Beleidigt wie ein kleines Kind ging ich nach dem Ende des Konzerts aus der Halle und fragte mich, warum ich mir den ganzen Stress eigentlich angetan hatte, das ganze Geld, das für Konzertkarten, Fahrten etc. draufgegangen war.
Zum Glück waren ja Ferien, das ließ einen dann doch entspannt nach vorne schauen.
Der Form halber mal die Setlist
Set 1:
Set 2:
Encore 1:
Encore 2:
Vincent, Sven und Jeroen (die drei, die die Radiosendung gemacht hatten) sind nach dem Konzert backstage gegangen, was den Abend natürlich wieder etwas spannender gestaltete.
Mit allen holländischen Freunden warteten wir am Hinterausgang bei den Tourbussen im klassischen Stil, wie es auch die Kelly-Fans veranstalten. Einerseits peinlich, andererseits tierisch aufregend.
Immer wenn sich die Tür öffnete gab es ein Gemurmel und Gedränge. Von Zeit zu Zeit kamen unbekannte Gesichter heraus die wohl zur Crew gehörten.
Plötzlich kam Jimmy heraus und sorgte für massig "Jimmiiiiieee" Rufe.
Manuel titulierte ihn als best drummer ever, was er mit einem Grinsen quittierte. Dann kam Vincent heraus, ich gab ihm mein ticket und er signierte es.
Da haben dann einige Leute sehr blöd geschaut, was das Ganze umso amüsanter machte.
Der Rest der Band kam samt Anhang unspektakulär aus dem Hintereingan heraus und verschwand ziemlich schnell in den Bussen.
Melissa telefonierte im Buseingang offensichtlich mit ihrem damaligen Freund Dave Grohl. Das war dann doch alles zu unwirklich und wir verließen den Schauplatz in Richtung Hauptbahnhof.
Sven, Vincent und Jeroen erzählten, dass sie mit Jimmy und Billy über eine unbekannte "Drown" Aufnahme sprachen, die Sven in seinem Besitz hatte. Er wollte sie brennen und Billy und Jimmy beim nächsten Konzert in Frankfurt zukommen lassen.
Zudem meinten die Jungs, dass sie am nächsten Tag beim Frankfurt Konzert versuchen wollten, Manuel und mich mit backstage zu nehmen.
Dass das möglich sein sollte wollten wir lieber nicht glauben, um nicht später enttäuscht zu werden...
Der Weg nach Utrecht war lang un beschwerlich mit einem riesigen Umweg über Amsterdam. Leider fuhr zu so später Stunde keine alternative Bahn und wir machten eine schöne Zugfahrt durch Holland. Wenn man sich mal auf einer Karte den Weg von Rotterdam über Amsterdam nach Utrecht anschaut erahnt man, wie groß der Umweg war...
Wenigsten konnte ich dann mal behaupten in Amsterdam gewesen zu sein...
In Utrecht angekommen redeten wir noch über das Konzert, einfach über alles, das mit den Pumpkins zu tun hatte.
Für außenstehende war das bestimmt total krank, ich fand`s nur cool und aufregend...
Ich machte mich zudem die ganze Zeit über die Verkehrsschikder der Holländer lustig, was auf der Gegenseite ebenfalls für Erheiterung sorgte.
"Bromfiets afstappen" und "let op, drempels" fiel bestimmt tausend mal an dem Abend bis wir mit riesigen Kürbissen auf dem Kopf einschliefen.
Am nächsten Morgen gab`s holländisches Frühstück mit einem Frühstückskuchen, der sehr lecker war. Noch ein Pluspunkt für die Holländer.
Dann brachen wir mit Manuels Golf in Richtung Frankfurt auf, wo er wohnte und wo wir das nächste Pumpkins Konzert sehen würden.
Doch das kommt in den Thread zum Frankfurt Konzert...