CorganoScope Rock: Billy Corgans neue Supergroup trägt dick auf und scheitert am eigenen Anspruch
Eigentlich müßte man Billy Corgan lieben. Weil er irgendwie doch ein Guter ist. Aber er macht mir das sehr schwer. Seine Smashing Pumpkins waren die Totengräber des Alternative Rock, weil sie mit derselben Dickarschigkeit, mit denselben Allüren, mit derselben Egozentrik zu Werke gingen wie diejenigen, zu denen Alternative-Rocker die Alternative gewesen sein sollen. Die Pumpkins waren die Pink Floyd des Indie-Rock. Die Besetzung von Zwan, Corgans neuer Band, liest sich erst mal gut - Schlagzeuger Jimmy Chamberlin (Ex-Pumpkins), Gitarrist David Pajo (Ex-Slint, Ex-Tortoise - noch Papa-M), Gitarrist Matt Sweeny (Ex-Chavez) und Bassistin Paz Lechantin (A Perfect Circle) - und weckt Erwartungen, die aber nicht erfüllt werden. "Declarations Of Faith", "Honestly" oder "Endless Summer" sind vielleicht gute Songs. Aber man hört es nicht, man kann es einfach nicht hören. Die guten Ansätze werden gleich wieder erstickt in einem Wall of Gitarrensound, breitwandigem Feedback, schweren Synthesizer- und Mellotronflächen. Songepen wie überdimensionierte Gemälde, aber keine von Jackson Pollock, sondern von Casper DAvid Friedrich. Eine Leinwand, auf der keine Stelle weiß bleiben darf. Zur Sicherheit noch einmal alles überpinseln. Und noch eine Farbschicht drauf. Und noch ein bißchen Kleister drüber, bis kein Detail mehr zu erkennen ist. Warum muß Corgan immer so dick auftragen? Was will uns der Künstler damit sagen? MARY STAR OF THE SEA hat sich selber so furchtbar lieb wie der Mann, der dafür verantwortlich ist. Das Album strahlt soviel Herzenswärme aus wie die Songtitel Einfallsreichtum verraten: "Lyric", "Endless Summer", "Heartsong", "Honestly", Baby Let's Rock!", "Yeah!", "Desire". (2/6)